Die genossenschaftliche Idee
Von Tobias Wirz, Gutstrasse 121
Ich habe vor ein paar Jahren ein Buch gelesen mit dem Titel «A Paradise Built in Hell»1. Darin befasst sich die Autorin Rebecca Solnit im Wesentlichen mit fünf Katastrophen und ihren sozialen Folgen: das Erdbeben von San Francisco 1906, die Halifax-Explosion 1917, das Erdbeben in Mexiko City 1985, die Anschläge von 9/11 und die Auswirkungen des Hurricans Katrina in New Orleans 2005. Ihr Buch ist auch eine Kritik an der Vorstellung eines «Kriegs aller gegen alle»2, der ausbrechen würde, wenn sich eine Katastrophe apokalyptischen Ausmasses ereignet. Dass eine in den Menschen natürlich angelegte Bestialität sofort wieder Überhand nimmt, wenn alles aus den Fugen gerät, ist ein alter Mythos. Wie lebendig diese Vorstellung auch heute noch ist, erkennt man zum Beispiel daran, dass «Prepper» nur noch selten als Spinner abgetan werden. Man hört ihren Ausführungen sogar ehrfürchtig zu und zerbricht sich den Kopf darüber, ob man nicht doch auch einen Notvorrat anlegen sollte. Statt kritisch zu hinterfragen, wieviel Sinn so etwas machen könnte in einem Land wie der Schweiz, wo jährlich 2.8 Millionen Tonnen Lebensmittel in den Abfall geschmissen werden.3 Apropos, auch der Bund findet preppen gut und hat im Herbst letzten Jahres eine Empfehlung an die Bevölkerung abgegeben, es zu tun («Kluger Rat – Notvorrat»)4. Dahinter steckt gleichsam die dunkle Vorahnung, dass es bei einer Katastrophe in jedem Fall zu einem Ich und meine Familie gegen den Rest der Welt-Szenario kommen muss, wo bei (allen anderen!) Menschen die hauchdünne Schicht Zivilisation abblättert, und sie uns fauchend die letzte Jumbo-Packung WC-Papier aus der Hand reissen.
Rebecca Solnit kann in ihrem Buch hingegen nachweisen, dass gegenseitige Hilfe und Zusammenarbeit eine typisch menschliche Reaktion auf Katastrophen und den Zusammenbruch der offiziellen Autorität sind. Sie stützt sich dabei auch auf die Katastrophensoziologie, indem sie die Geschichte von Charles Fritz und seine Schlussfolgerung wiedergibt, dass die typische Reaktion nicht in einer Massenpanik besteht, sondern «in einer intimen, primär gruppenbezogenen Solidarität unter den Überlebenden, die die soziale Isolation überwindet, einen Kanal für intime Kommunikation und Ausdruck bietet und eine wichtige Quelle physischer und emotionaler Unterstützung und Beruhigung darstellt».
Man kann dieses Phänomen nicht nur bei Katastrophen beobachten, sondern überall, wo eine menschliche Schicksalsgemeinschaft es zustande bringt, «intime, primär gruppenbezogene Solidarität» zu leben. Eine Stadt kann so eine Schicksalsgemeinschaft sein, wo die Menschen das Schicksal teilen, in ihrer Stadt gemeinsam ein Stück Lebenszeit zu verbringen. Wenn man mit dieser Optik etwas weiter hereinzoomt, werden weitere solcher Schicksalsgemeinschaften erkennbar: ein Stadtkreis, ein Quartier, eine Strasse, eine Siedlung, ein Mehrfamilienhaus… und, ja klar, eine Wohnbaugenossenschaft! Und wenn man etwas weiter herauszoomt, erkennt man die Erde als das Zuhause der grossen Schicksalsgemeinschaft aller lebenden, aller noch nicht auf die Welt gekommenen und aller bereits wieder verstorbenen Organismen.
Angesichts der Klimakatastrophe, der diese Schicksalsgemeinschaft Erde gegenübersteht, taucht vielleicht an dieser Stelle die Frage auf, wie eine intime, gruppenbezogene Solidarität zwischen, sagen wir mal, dem Stadtmenschen an der Limmat und dem chinesischen Schwertfisch im Jangtse funktionieren soll. Ich hätte da einige Ideen, aber das sprengt den Rahmen dieses ohnehin schon strapaziös ausschweifenden Texts. Und dem chinesischen Schwertfisch würde es auch nichts mehr bringen. Der Riesenfisch, der bis zu 3 Meter lang werden konnte und 190 Mio. Jahre alles überlebt hat, ist wegen Überfischung, Zerstückelung des Lebensraums und dem Bau von Wasserkraftwerken 2020 ausgestorben.
Wenden wir uns also stattdessen der Wohnbaugenossenschaft zu, spezifisch der BiG, denn in dieser Schicksalsgemeinschaft verbringen du und ich gerade gemeinsam einen Teil unserer Lebenszeit. Ich habe Genossenschaft bei Wikipedia nachgeschlagen5 und da steht: «Die Genossenschaft folgt der Genossenschaftsidee mit ihrem Prinzip der «Hilfe durch Selbsthilfe».» Und weiter: «Eine genossenschaftliche Kooperation bietet sich immer dann an, wenn das Verfolgen eines wirtschaftlichen Ziels die Leistungsfähigkeit des Einzelnen übersteigt, zugleich aber die selbstständige Existenz gewahrt werden soll.» Und schliesslich: «Anders als bei Kapitalgesellschaften (AG, GmbH) hängt die Geschäftspolitik nicht von den Interessen außenstehender Investoren ab, sondern wird allein von den Belangen der Mitglieder bestimmt.» Ich lese, dass die Genossenschaft als Rechtsform seit 2003 nicht mehr nur auf wirtschaftliche Tätigkeit beschränkt ist, und weltweit mindestens 700 Millionen Mitglied einer Genossenschaft sind. Das bedeutet, von den grob geschätzten 6 Milliarden Erwachsenen der Weltbevölkerung ist fast jede:r achte Genossenschafter:in!
Im nächsten Abschnitt heisst es: «Genossenschaften zeichnen sich durch basisdemokratische Entscheidungsstrukturen und wirtschaftliche Partizipation bzw. Förderung ihrer Mitglieder aus. Im Gegensatz zum Prinzip der Profitmaximierung anderer Wirtschaftsunternehmen, ist das zentrale Leitmotiv die Nutzenmaximierung bei der Bereitstellung von wirtschaftlichen Erzeugnissen oder öffentlicher Daseinsvorsorge. In der Regel verfolgen Genossenschaften Ziele, die über jene reiner Wirtschaftsbetriebe hinausgehen und Werte sozialer und gesellschaftlicher Verantwortung umfassen.» Es folgt ein Zitat des Vorsitzenden des deutschen Genossenschaftsverbands (mit 2.590 Mitgliedsgenossenschaften in 14 Bundesländern): «Die Genossenschaft als Rechtsform ist urdemokratisch.» Und laut der internationalen Dachorganisation International Co-operative Alliance (ICA) vertrauen Genossenschaftsmitglieder auf die ethischen Werte «Ehrlichkeit, Offenheit, Sozialverantwortlichkeit und Interesse an anderen Menschen». Das könnte man 1:1 übernehmen, falls das Montagsforum mal seine ethischen Grundsätze zu Papier bringen möchte.
Vielleicht wird jetzt klarer, wo ich mit diesem Text hinmöchte. Die «gruppenbezogene Solidarität» unter uns Genossenschafter:innen stellt meiner Meinung nach das höchste und wichtigste Gut der BiG dar, nicht «preisgünstiger Wohnraum». Dieser ist eine Folge gruppenbezogener Solidarität, nicht umgekehrt. Ein günstiger Mietzins hat nicht die Kraft, innerhalb einer Gruppe ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu erzeugen. Viele fühlen sich in ihrer BiG-Wohnung nicht viel anders, als sie sich in einer privat verwalteten Wohnung gefühlt haben. Und so leben sie auch: Die Vereinzelung in Gruppen, die nicht mehr viel miteinander zu tun haben, und die Trennung in zwei Lager durch unsere Quartier-Autobahn, verstärkt sich immer weiter. Die Architektur der zwei siebenstöckigen Strassenriegel trägt ihren Teil dazu bei. Die BiG hat diesen neuen Wohnraum in erster Linie für Familien mit Neugeborenen und kleinen Kindern erstellt, um die Genossenschaft und das Quartier zu verjüngen. Verjüngung ist richtig und wichtig, nur wohnen die meisten dieser neuen Generation nun ghettoisiert in den «Strassenriegeln» (den Märkli-Neubauten mit seinen wunderschönen Wohnungen), was die subjektiv wahrgenomme Trennung von «alter» und «neuer» Gutstrassenseite verstärkt und die Zunahme gegenseitiger Ressentiments begünstigt.
Man kann uns Genossenschafter:innen wirklich kein gutes Zeugnis ausstellen. Wir haben alle drei Jahre bei einem «feinen Znacht» alles in die Hände einer Regierung mit technokratischen Glaubenssätzen gelegt, und uns dann zurückgelehnt. Es gab zwar an jeder GV kritische Voten, aber das war’s dann auch schon. Wir haben weder die wenigen progressiven Kräfte im Vorstand tatkräftig von aussen unterstützt, noch uns sonst gross für die Vorgänge interessiert, die zwischen den Generalversammlungen eigentlich wichtig gewesen wären. Die genossenschaftliche Idee verkümmerte zu nicht viel mehr als einem weiteren Konsumgut in unserem Leben.
Dank des Mitwirkungsverfahrens ist für ebendiese genossenschaftliche Idee nun aber ein neuer Frühling angebrochen. Das erkenne nicht nur ich, sondern viele, die sich an der Mitwirkung oder im Montagsforum engagiert und dort (neu) kennengelernt haben. Darin liegt gleichzeitig auch das grösste Missverständnis dieser Bewegung gegenüber. Den Vorwurf, wir würden grundlos Konflikte anzetteln, obwohl doch alles gut sei, mussten wir uns oft anhören. Wir seien gar verantwortlich für eine «Spaltung» der Genossenschaft! Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Bei der Mitwirkung und auch im Montagsforum sind so viele neue Kontakte und Momente des Kennenlernens entstanden, von beidseits der Strasse. Total schön! Wir haben in unterschiedlichster Zusammensetzung miteinander Zeit verbracht und dabei intensiv debattiert. Daraus resultierte echtes Verständnis füreinander und noch wichtiger: ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Eine wunderbare Geschichte des Brückenbaus über die Gutstrasse hinweg, die von der Entdeckung vieler Gemeinsamkeiten erzählt. Und wer sich bisher vorgestellt hat, wir seien alle gleicher Meinung, weit gefehlt! Das Spektrum der Zukunftsvisionen für die BiG ist sehr gross. Was uns eint, ist der Kampf für einen Kulturwandel. Weg von der starren, technokratisch ausgerichteten top down BiG, hin zu einer lebendigen bottom up Gemeinschaft, in der alle gehört werden. Die Mitwirkung war der Versuch eines ersten Schritts in diese Richtung. Als allerdings der Fuss zu diesem Schritt angehoben wurde, ging die Barriere runter und der Weg war versperrt.
Wir haben an der Mitwirkung keine Farb- und Materialmusterkataloge gewälzt, weder Badezimmerplättli noch Küchenarmaturen ausgewählt. Mir ist auch niemand in Erinnerung, der irgendwelche Anliegen aus purem Eigennutz eingebracht hätte. Im Kern hat das Mitwirkungsverfahren die grossen Fragen herausgeschält, die wir nur als Gemeinschaft in einem «urdemokratischen» Prozess beantworten können. Wie können wir unsere soziale Verantwortung der Stadtbevölkerung gegenüber wahrnehmen, eine möglichst hohe, aber für uns noch gut verträgliche Dichte zu erreichen? Wollen wir gegenüber den Märkli-Häusern wieder eine Architektur, die das Wohnen gegen die Strasse abriegelt, wie das der Masterplan vorsieht, obwohl die Gutstrasse schon sehr bald verkehrsberuhigt wird? Wie helfen wir den Kaltlufströmen des Üetlibergs, den Hitzegürtel der Stadt in den Kreisen 4 und 5 zu erreichen? Wer ist wirklich auf MIV angewiesen? Wie schaffen wir es, möglichst viele der alten Bäume zu erhalten? Welche Architektur macht die BiG wieder mehr zu einem Dörfli, wo es viel Raum für Begegnung gibt? Welche Art von Siedlung ist ideal für die Jüngsten und die Ältesten unter uns? (Spoiler: Ein Dörfli.) Wie können wir Rücksicht nehmen auf die Bedürfnisse benachbarter Gemeinschaften, wie etwa dem Familiengartenverein Aussersihl und seine vielen Schrebergärtner:innen? (Disclaimer: Ich bin einer von ihnen.) Was für gemeinschaftlich genutzte Räume brauchen wir? Es sind also vor allem offene, unbeantwortete Fragen die aus der Mitwirkung in den weiteren Prozess mitgegeben wurden. Die Liste ist dieser Fragen ist sehr lang. Ich denke, das ist vielen nicht bewusst, die die Mitwirkung nur von aussen mitverfolgt haben. Der Nichteintretensantrag und das Montagsforum ist eine Folge davon, dass viele von uns nicht akzeptieren wollten, dass bereits jetzt die Technokraten wieder übernehmen und auf dieser unklaren Grundlage ihrem Courant normal nachgehen. Das hat bei vielen grosse Befürchtungen geweckt, eine riesige städtebauliche Chance zu vergeben. Es geht immerhin um eine Siedlung, die wir auch für unsere Enkel, Urenkel und Ururenkel bauen! Wir Genossenschafter:innen müssen uns mit diesen Fragen beschäftigen und zusammen Antworten finden. Im Idealfall in einem Pingpong mit Fachleuten, die für uns verschiedene Szenarien skizzieren können und bereits Erfahrung in der Begleitung von Genossenschaften haben. Ich verspreche mir vom nächsten Schritt mit Planar sehr viel. Toll, dass sie mit ihrem Büro in unserer Nachbarschaft sind.
Unser Beitrag als Bewohner:innen, der absolut zentral ist für ein so grosses städtebauliches Vorhaben (man kann es nicht genug betonen), sind unsere individuellen Lebensrealitäten, Zukunftsvisionen und Träume eines besseren Morgens für kommende BiG-Generationen.
Das ist keine revolutionäre, noch nie dagewesene Sache. Viele Genossenschaften in der Stadt Zürich kennen echte Partizipation und starke basisdemokratische Prozesse seit Jahrzehnten. Es ist eine erprobte Sache. Wir gehören bestenfalls zur späten Mehrheit, wenn nicht sogar zu den Nachzüglern, wenn wir jetzt auch endlich damit anfangen. Es gibt Dutzende guter Beispiele aus den Genossenschaften, was alles möglich wäre.
Die Genossenschaft mehr als wohnen ist ein guter Einstieg für Personen, die sich partout nicht vorstellen können oder wollen, was man in der BiG anders (und besser) hätte machen können. Sie wurde 2007 genau zu diesem Zweck gegründet: um von ihr zu lernen! Sie ist etwas einzigartiges: eine Genossenschaft der Genossenschaften. Von den Zürcher Baugenossenschaften gegründet und bis heute von 55 von ihnen getragen, als Innovations- und Lernplattform für gemeinnützigen Wohnungsbau. Es lohnt sich sehr, auf ihrer Website den eigenen Horizont zu erweitern. Ein paar Beispiele gefällig? Das Montagsforum kämpft bei uns in der BiG um jeden Millimeter mehr an Partizipation. Bei mehr als wohnen gibt es eine Stelle «Partizipation». Es gibt einen Solidaritätsfond, ein atemberaubend vielfältiges Gnossifest, das von Allen für Alle organisiert und durchgeführt wird, zahlreiche Räume, die gemeinschaftlich genutzt werden (Ein Gästehaus, Allmendräume, Seminarräume, Musikräume, eine Galerie, eine Mobilitätsstation und eine Réception!). Und trotzdem sind die Mieten nur wenig teurer als bei uns. Im Moment ist gerade eine 4.5-Zimmer-Wohnung ausgeschrieben für 1968 Franken. Unter dem Titel «Das Zusammenleben mitgestalten» heisst es im ersten Abschnitt: «Partizipation wird je länger je mehr als wichtiges gestalterisches und identifikationsstiftendes Element bei Bauträgern, Städten und Gemeinden erkannt. Vielen Menschen ist es ein Bedürfnis, ihre Alltagsumwelt mitzugestalten. Bei der Baugenossenschaft mehr als wohnen ist Partizipation ein offener, nicht endender Prozess. Wir sind überzeugt, dass die Mitwirkung der Bewohnenden dazu führt, dass ein lebendiger Quartierteil entstehen kann. Ein Quartierteil, mit dem sich die Bewohnenden identifizieren, in dem sie sich zuhause fühlen und persönlich entfalten können.» Die Baugenossenschaft mehr als wohnen ist ein perfektes Beispiel für die genossenschaftliche Idee, weil Solidarität und Partizipation sich gegenseitig bedingen.
Wenn man sie möchte, muss man Partizipation begünstigen. Es gibt sehr einfache Mittel. Die BiG hat endlich eine App, nutzt aber nur einen Bruchteil ihrer Funktionen. Die Frage nach dem Wieso drängt sich auf. Es gäbe sogar eine noch bessere Lösung (wenn man denn eine wollte), von Zürcher Baugenossenschaften entwickelt: Flink, ein «elektronischer Schalter und virtueller Treffpunkt» für Baugenossenschaften, mit einem Newsfeed, einem Marktplatz, Gruppen- und Abstimmungsfunktionen und einem Eventbereich.
Partizipation muss man auch begünstigen, indem man das Vertrauen der Genossenschafter:innen untereinander stärkt. Und dort genau hinschaut, wo es geschwächt werden kann: bei der Vermietung. Es gibt Genossenschaften, die für die maximale Transparenz und Fairness ein Rotationsprinzip kennen in der Vermietungskommission und eine unabhängige externe Ombudsstelle haben, die man anrufen kann, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Bei uns sind der Präsident und der Geschäftsführer die Vermietungskommission. Die zwei Personen, die auch durch die GV führen und das Mikrofon verteilen. Nicht gerade ermutigend für ein kritisches Votum! Das ist eines meiner zentralen Anliegen an den neuen Vorstand und damit bin ich nicht alleine. Das müssen wir anders organisieren.
Die bevorstehenden Wahlen sind wegweisend. Technokraten werden immer behaupten, dass ohne sie nichts mehr geht. Aber das stimmt nicht. Und wir sollten uns davon keine Angst machen lassen. Alle bei uns in der BiG möchten mehr preisgünstigen Wohnraum schaffen. Weil sie aus eigener Erfahrung wissen, wie existenziell wichtig er ist. Für sich selbst, aber auch und vor allem für andere, für die Stadt. Niemand opponiert gegen Artikel 3 unserer Statuten. Wie er umgesetzt wird, dort scheiden sich die Geister. Lasst uns also zusammen und demokratisch herausfinden, welchen Weg die BiG einschlagen möchte. Ich persönlich werde mich in den kommenden Jahren sehr dafür einsetzen, dass wir ein ganzes Stück mehr so werden wie die Baugenossenschaft mehr als wohnen.
Die genossenschaftliche Idee kann Kräfte freisetzen, die mit den Kräften in «A Paradise Built in Hell» verwandt sind. Sie wirken gegen soziale Isolation und machen resilienter in Zeiten multipler globaler Krisen. Das Gefühl, wenn man als Gruppe etwas erschaffen hat, das grösser ist als das eigene Leben, ist unvergleichlich schön und prägt einem für den Rest seines Lebens. Man muss nicht Solnits Buch lesen, um einzusehen, dass wir nicht nur Verursacher, sondern auch Opfer einer existenziellen Katastrophe planetarischen Ausmasses sind. Lasst uns deshalb jetzt etwas tun. Für die Vorstandswahlen stehen sehr gute Personen zur Auswahl. Ich persönlich und viele weitere, die sich im Montagsforum engagieren, wählen nur diejenigen, die explizit einen Kulturwandel anstreben. Hin zu einer partizipativeren, offeneren, basisdemokratischeren BiG, in der vor allem eins im Zentrum steht: Die genossenschaftliche Idee.
Bilder: Urheber:in unbekannt/Found objects (Midjourney, generative KI)
1 Solnit, R. (2009). A paradise built in hell: The Extraordinary Communities that Arise in Disasters. Viking Adult.
2 Hobbes, T. (1651). De Cive.
3 Food Waste | WWF Schweiz. (o. D.). WWF Schweiz. https://www.wwf.ch/de/unsere-ziele/food-waste
4 «Bireweich» oder bitternötig? Der Bund ruft die Bevölkerung auf, einen Notvorrat anzulegen. (2024, 8. Oktober). Schweizer Radio und Fernsehen (SRF). https://www.srf.ch/news/schweiz/bireweich-oder-bitternoetig-der-bund-ruft-die-bevoelkerung-auf-einen-notvorrat-anzulegen
5 Wikipedia-Autoren. (2003, 26. Januar). Genossenschaft. https://de.wikipedia.org/wiki/Genossenschaft
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